Monitoring produktionsintegrierter Kompensation
Hintergrund
Die langjährige extensive Bewirtschaftung ackerbaulich genutzter Flächen sowie des angrenzenden Grünlandes stellt eine produktionsintegrierte Ersatzmaßnahme für Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft im Rahmen des B-Planes „Industrie- und Gewerbegebiet Lubminer Heide“ dar. Auf den Ackerflächen soll mit dieser Maßnahme zur Erhaltung der in Deutschland stark gefährdeten Sandmohn-Gesellschaft und der entsprechenden floristischen und faunistischen Artenvielfalt beigetragen werden.
Das Monitoring erstreckt sich über den Zeitraum von 2006 bis 2025 und dokumentiert auf den Ackerflächen den Zustand von Flora, Vegetation, Fauna (phytophage Käfer), Bodenparametern (Makronährstoffe, pH-Wert) sowie Bewirtschaftungsmaßnahmen und -kosten. Die ackerbauliche Bewirtschaftung wird auf der Grundlage der Ergebnisse des Monitorings und nach fachlicher Diskussion mit den für die Bewirtschaftung verantwortlichen Flächeneigentümern fortlaufend optimiert.
Das Untersuchungsgebiet
befindet sich bei Kühlenhagen im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Siehe Abbildung. Insgesamt werden etwa 23 ha Acker- und 8 ha Grünlandflächen extensiv bewirtschaftet, die sich auf mehrere Teilflächen verteilen. Die ortsnahe Teilfläche (Felder 1-6) wurde bis 2005 als mehrjährige Brache genutzt und lediglich 2005/2006 integriert bewirtschaftet, auf der Teilfläche am Eschenmoor (Felder 7-10) ging ein mehrjähriger integrierter Anbau von Winterroggen der Extensivierung voran.
Bisherige Ergebnisse
Durch die kleinteilige extensive Bewirtschaftung ist eine reich differenzierte Kulturlandschaft mit der entsprechenden standorttypischen Flora und Fauna gegeben.
Es konnten bisher insgesamt 130 spontan auftretende Gefäßpflanzen, darunter 21 Arten der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns (zumeist Arten der Vorwarnliste), elf Moose und eine Flechte nachgewiesen werden. Während 2006 bei integrierter Bewirtschaftung im Mittel 29 Gefäßpflanzen auftraten, wurden bei extensiver Bewirtschaftung pro Jahr im Mittel 84 Gefäßpflanzen nachgewiesen. Gemittelt über die zehn bisherigen Untersuchungsjahre (2007-2016) und alle Felder mit extensiver Bewirtschaftung treten 42 Gefäßpflanzen pro Feld auf.
Im Rahmen des Monitorings wurden bisher insgesamt 279 phytophage Käfer nachgewiesen, davon 221 Arten auf den zehn extensiv bewirtschafteten Feldern. Während 2006 bei integrierter Bewirtschaftung im Mittel 47 Arten auftraten, waren es bei extensiver Bewirtschaftung pro Jahr im Mittel 99 Arten phytophager Käfer. Gemittelt über die sechs bisherigen Untersuchungsjahre (2007-2010, 2015-2016) und alle Felder mit extensiver Bewirtschaftung treten 33 phytophage Käfer pro Feld auf.
Bei extensiver Bewirtschaftung sind Vegetationsaufnahmen mit 18 Arten (gemittelt über alle Nutzungen, Felder und Jahre) deutlich artenreicher als die 2006 erfasste integrierte Bewirtschaftung (im Mittel sieben Arten). Arten der Sandmohn-Gesellschaft treten insbesondere in extensiv bewirtschafteten Winterroggen-Feldern auf, sie weisen in Vegetationsaufnahmen dieser Felder gemittelt über die Jahre 2007-2016 eine unterschiedliche Stetigkeit (hohe Stetigkeit: Arabidopsis thaliana, Papaver dubium; mittlere Stetigkeit: Papaver argemone, Myosotis stricta, Crepis tectorum, Rumex acetosella; geringe Stetigkeit: Veronica triphyllos, Draba verna) auf.
Auf den Feldern 1 bis 8 überwiegt die Bodenart Sand, teilweise tritt schwach lehmiger Sand auf. Die Bodenart schwach lehmiger Sand wird auf den Feldern 9 und 10 bestimmend. pH-Werte und Makronährstoffe (P, K, Mg) im Oberboden werden seit 2011 regelmäßig im Herbst des Bewirtschaftungsjahres untersucht. Die untersuchten Bodenparameter unterscheiden sich auf den einzelnen Feldern und weisen auch Veränderungen innerhalb der Untersuchungsjahre auf.
Die Erträge sinken trotz moderater Düngung bei extensiver Bewirtschaftung. Während beispielsweise 2006 bei integrierter Bewirtschaftung des Winterroggens im Mittel 67 dt/ha auf den Flächen erzielt wurden, lagen die Erträge bei extensiver Bewirtschaftung des Winterroggens (gemittelt über alle entsprechend bewirtschafteten Felder und die Jahre 2007-2016) bei 32 dt/ha.
Publikationen
Czybulka, D. (Hrsg.) 2011. Produktionsintegrierte Kompensation. Broschüre, Greifswald, 54 S. [S. 46-47]
Litterski, B. 2012. Detaillierte Darstellung von Fallbeispielen. In: Czybulka, D., Hampicke, U. & Litterski, B. (Hrsg.) 2012. Produktionsintegrierte Kompensation. Rechtliche Möglichkeiten, Akzeptanz, Effizienz und naturschutzgerechte Nutzung. (Initiativen zum Umweltschutz 86), Erich Schmidt Verlag, Berlin, S. 191–219. [S. 197-198]
Litterski, B. & Hampicke, U. 2008. Naturschutz auf Ackerflächen. Ber. Inst. Landschafts- Pflanzenökologie Univ. Hohenheim 17: 91–108.
Litterski, B. & Hampicke, U., Czybulka, D. 2008. Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen. Akzeptanz, Effizienz und naturschutzgerechte Nutzung. Ökonomische Effizienz im Naturschutz. Workshopreihe „Naturschutz und Ökonomie“. Teil II. BfN-Skripten 219: 19–32.
vgl. auch Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e. V. (Hrsg.) 2010: Ackerwildkräuter schützen und fördern. Perspektiven einer langfristigen Finanzierung und Bewirtschaftung. DVL-Schriftenreihe „Landschaft als Lebensraum“, Heft 18, 46 S. [S. 30] Meyer, St. & Leuschner, Ch. (Hrsg.) 2015: 100 Äcker für die Vielfalt. Initiativen zur Förderung der Ackerwildkrautflora in Deutschland. Universitätsverlag Göttingen, 351 S. [S. 104-105]
Laufzeit
01.04.2006 bis 31.12.2025
Finanzierung
EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH
Leitung / Kontakt
Dr. habil Birgit Litterski
DUENE e.V. c/o
Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Universität Greifswald
Soldmannstraße 15
17487 Greifswald
Telefon: 03834 420 4110
Kooperationspartner
Gut Netzeband