MoorReaktor
Entwicklung von Ausstellungskonzepten für Kunstformate im Klima-Kontext
Das Projekt entwickelt Ausstellungskonzepte zu den vielschichtigen Prozessen im Moor und in Moorlandschaften durch Zusammenarbeit von Wissenschaft und verschiedenen Kunstformen. In der ersten Phase der MoorReaktor geht es um die künstlerische Übersetzung der Transformationsprozesse im Moor. Dafür sammelt das Künstlerkollektiv MONAS Klänge aus dem Innern echter Moore und verknüpft diese klangkünstlerisch und audiovisuell mit Daten von Luft/Klima-Sensoren. Im späteren Ausstellungsraum
werden sich die Klänge durch die Programmierung mit diesen Daten unter Einfluss äußerer Faktoren interaktiv durch die besuchenden Anwesenden verformen.
Ausstellungskonzept:
Im Zentrum des Ausstellungkonzepts steht ein Moorkörper. Er ist die Quelle von allem, was das Publikum hört, sieht und hautnah erlebt. Diese lebenden, atmenden, aktiven Ökosysteme und lebenswichtigen Kohlendioxidsenken werden mit Hilfe von speziell entwickelten Sensoren und künstlerischen Interventionen so gesteuert, dass sich Klang, Licht und Choreografie des Aufführungsprozesses selbständig verändern und ein autoreferenzielles Kunstobjekt entsteht. Es werden aufgenommene Klänge aus dem Innern echter Moore eingebracht. Besondere Mikrofone nehmen tief im Moor Geräusche auf. Daten von Luft/Klima-Sensoren wie z.B. Kohlendioxid, Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Ausstellungsraum verformen diese Klänge ebenso wie die Anwesenheit von Menschen. Eine direkte Verbindung der sich in unserem heutigen Denken gegenüberstehenden „Objekte“ Mensch und Natur wird hörbar und sichtbar. In Kooperation mit Wissenschaftlern werden Klimadaten sowie ausgewählte Fakten auf projizierten Texttafeln oder Hörstationen abgebildet und durch die quadrofonisch angelegten Klänge akustisch erlebbar. Während der Ausstellungszeit tropft langsam Wasser aus dem Moorkörper – ein Symbol für die jahrhundertelang praktizierte Moorentwässerung zur Gewinnung von Brennmaterial, Gartensubstrat wie auch Weideland mit all den dramatischen Folgen für unser Klima.
Wirkung:
Die Erforschung und Ausstellung des „Pionier-Instruments“ aus Moorklang und Umwelt-Daten spiegelt das aktuelle Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur wieder. Die direkte Einbeziehung der Natur- und Pflanzenwelt ins künstlerische Arbeiten eröffnet eine neue Perspektive auf unsere anthropozentrische Wahrnehmung der Natur als Gegenüber und auf den in der industriellen Revolution konsolidierten Dualismus aus Natur und Kultur, dem „Ursprünglichen und dem Artifiziellen“. Transformative Verbindungen werden bei diesem Projekt geschaffen: Wissenschaft, Informatik, Klang- und Videokunst, Raumobjekt- und Performance-Kunst begegnen sich, interagieren und lösen kreative Impulse aus. Das Projekt soll ohne pädagogischen Zeigefinger die zentrale Bedeutung der Wiedervernässung von Moorlandschaften hervorheben und den Rezipien*tinnen künstlerisch einen emotionalen Zugang zum komplexen Thema Klimawandel aufzeigen und für notwendige Maßnahmen sensibilisieren.